Ritter – Landespatron – Jugendidol
Wer war Bernhard von Baden? Eine Ausstellung im Landesarchiv Baden-Württemberg in Karlsruhe ging dieser Frage von Mai bis November 2019 anhand wertvoller Exponate aus dem In- und Ausland nach. Man weiß wenig über ihn. Die zeitgenössischen Quellen sind spärlich, sie lassen viel Raum für Deutungen und Zuschreibungen. Bekannt ist, dass er nach dem Tod seines Vaters zugunsten seines Bruders auf die Mitregentschaft Badens verzichtete und zu Lebzeiten seine Zeitgenossen mit seiner ausgeprägten Frömmigkeit beeindruckte. Im Sommer 1458 erlag er in Moncalieri bei Turin einem Fieber. In Moncalieri wurde schon bald von Wundern berichtet, die man der Fürsprache des badischen Markgrafen zusprach. In seiner Heimat am Oberrhein blieb die Verehrung auf das Haus Baden beschränkt. Rund zweihundert Jahre später, 1769, sprach der Papst Markgraf Bernhard II. von Baden selig.
Erst im frühen 18. Jahrhundert, als Markgraf Ludwig Wilhelm als „Türkenlouis“ glänzende militärische Siege gegen die Osmanen auf dem Balkan errang, wurde Bernhard als christlicher Ritter verehrt, der für einen Kreuzzug zur Befreiung der heiligen Stätten im Orient warb. Das drohende Erlöschen der katholischen Linie der badischen Markgrafen 1771 vor Augen, wuchs Bernhard zum konfessionellen Schutzpatron der katholischen Bevölkerung in der vereinigten lutherischen Markgrafschaft heran. Man errichtete ihm einen Bernhardusbrunnen in Rastatt. Zahlreiche Gemälde in den katholischen Pfarrkirchen des Landes vermittelten der Bevölkerung ein plastisches Bild vom seligen Markgrafen Bernhard. Damit war aus Bernhard ein „politischer Heiliger“ geworden, der als Landespatron des Großherzogtums Baden und Mitpatron der neu errichteten Erzdiözese Freiburg für die Belange der katholischen Bevölkerung eintrat, sei es im badischen Kulturkampf, sei es in anderen politischen Konflikten.
Als nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus in der Nachkriegszeit die Bevölkerung neue Vorbilder suchte, wandelte sich das Bild von Bernhard von Baden hin zu einem Idol. Er wurde Idol im Kampf gegen die Versuchungen der Moderne, zu denen die Konsumfreude der Wirtschaftswunderzeit ebenso zählte wie eine um sich greifende vermeintliche Sittenlosigkeit. An das Bild des tapferen Kreuzzugsritters ließ sich mühelos anknüpfen.
Von Mai bis Oktober 2020 ist die Ausstellung in Schloss Salem zu sehen. Die begleitende Publikation ist ein Referenzwerk zum seligen Bernhard. Die Erzbischof Hermann Stiftung hat die Ausstellung „Ritter – Landespatron – Jugendidol. Markgraf Bernhard von Baden“ mit 10.000 Euro gefördert.
Bild: Linolschnitt des seligen Bernhard von Baden aus dem Kunstverlag des Klosters Lichenthal, 1947. Vorlage und Aufnahme: Generallandesarchiv Karlsruhe