Lesen, Schauen, Staunen

Leuchtende Kinderaugen und nostalgische Blicke der Erwachsenen: Der Stall von Bethlehem mit Maria, Josef und dem Jesuskind, mit Ochs und Esel und den Heiligen Drei Königen aus dem Morgenland faszinieren als Krippendarstellung an Weihnachten seit vielen Jahrhunderten Jung und Alt. Berno Müller, Heimatforscher aus Leimen, hat zusammen mit der Mannheimer Fotografin Dorothea Burkhardt „Die wunderbare Welt der Weihnachtskrippen im Rhein-Neckar-Kreis und in Heidelberg“ veröffentlicht. Autor und Fotografin laden zum Lesen, Schauen und Staunen ein und beeindrucken mit viel Wissenswertem zu 140 Krippen aus evangelischen und katholischen Kirchen sowie 27 weiteren aus privaten Sammlungen. Entstanden ist eine kurzweilige Kulturgeschichte, die die Bedeutung der Krippenkultur für die Verbreitung des christlichen Glaubens hervorhebt.

Leserinnen und Leser lernen die Entstehungsgeschichte und Tradition des Krippenbauens kennen. Und sie staunen über die künstlerische und thematische Bandbreite der Krippendarstellungen, die von Mini- bis XXL-Formaten, von romantisch bis modern reicht. Egal ob meisterlich von Hand geschnitzt, mit einer Kettensäge gefertigt oder aus Ton und Keramikglasur: Die Vielfalt der Darstellungen der Heiligen Familie bis hin zu einem Josef in Feinripphemd, Jeans und mit Hipster-Bart oder aber mit Bezügen zur Nachkriegszeit ist beeindruckend. Moderner Comic-Stil, mittelalterliche Burgen, Kamelkarawanen und Landschaftskulissen aus Moos und Tuffsteinen – namhafte Holzbildhauerinnen und -bildhauer sowie örtliche Kunstschaffende, aber auch Gefängnisinsassen haben ihrer Ausdrucksfreude freien Lauf gelassen. Einzigartige Preziosen wie etwa eine Krippe in einem Granatapfel, als tibetische Darstellung oder als kleine Springerle-Form erzählen vom kulturellen Reichtum eines Symbols, das bis heute auf anrührende Weise von der frohen Botschaft erzählt. Die Geburt Christi vor über 2000 Jahren fasziniert und inspiriert bis heute die Menschen. Warum das so ist, das vermittelt der Band auf eindrucksvolle Weise.

Die Erzbischof Hermann Stiftung förderte das Weihnachtskrippenbuch mit einem Druckkostenzuschuss für den Eigenverlag Rhein-Neckar-Kreis.

Fotos: Dorothea Burkhardt