Freudige Botschaft der Osterzeit
Violinkonzert und die „Messa di Gloria“ in der Jesuitenkirche Heidelberg
Transparent verhüllen, eine meditative Ruhe ermöglichen und eine ungewohnte Raumerfahrung geben: damit fasziniert das neue Fastentuch der Jesuitenkirche in Heidelberg. Vier durchscheinende, hintereinander gehängte Stoffbahnen in unterschiedlichen Farbtönen verhüllen während der Fastenzeit als textiles Kunstwerk den barocken Hochaltar. Die transparenten Stoffe in abgestuften Violetttönen, die zum Hochaltar hin immer intensiver werden, verändern sich bei jedem Luftzug in der Kirche. Im Spiel von Transparenz und Licht entstehen sich ständig verändernde Wellen und Formen auf dem Tuch. Die Textildesignerin Beate Baberske, künstlerische Leiterin der Diakoneo Paramentik in Neuendettelsau, die das Fastentuch entworfen hat, betitelte ihr Werk folgerichtig „Lebendige Ruhe“. Es ermögliche in der barocken Kirche als bewusstes Gegenstück sowohl des Raumes als auch der heutigen Zeit mit seiner Bilderfülle ein „Augenfasten“ und die Chance, den Blick nach innen zu richten. Die Farbe Violett wählte Baberske bewusst, weil es in der Liturgie die Farbe der Fastenzeit und des Todes ist. Das moderne Fastentuch hat daher auch ohne eine bildliche Darstellung, wie sonst bei Fastentüchern üblich, eine starke religiöse Dimension.
Erzbischof Stephan Burger betonte bei der Einweihung am Aschermittwoch 2023, dass das Fastentuch der Künstlerin die Botschaft des Kirchenraumes und das Geheimnis der Liturgie auf eine neue Weise erfahrbar mache. Auch hier gelte: „Die Verbergung birgt das Geheimnis.“ Entsprechend seien Fastentücher eine „temporäre Intervention im Kirchenraum“. Sie laden einerseits zum Betrachten ein und verhüllen gleichzeitig den Blick auf den zentralen Ort der Kirche; in der Jesuitenkirche den Hochaltar und den Tabernakel. Gleichzeitig ermöglichen sie auch eine neue Erfahrung des barocken Kirchenraums.
Für das Fastentuch hatte die Stadtkirche Heidelberg gemeinsam mit dem Referat Kunst, Kultur, Kirche der Erzdiözese Freiburg einen Wettbewerb ausgeschrieben. Die Resonanz war mit über 80 Einreichenden überwältigend. Aus ihnen wählte eine siebenköpfige Jury den Entwurf von Baberske aus. Das Tuch wird jedes Jahr in der Fastenzeit hängen.
Der Aschermittwoch läutet nach der Fastnacht eine vierzigtägige Phase des Verzichts ein, um innezuhalten und sich die Vergänglichkeit des Lebens bewusst zu machen. Seit dem 9. Jahrhundert wird in dieser Vorbereitungszeit auf Ostern die Sicht auf den Hochaltar durch ein Fastentuch verdeckt. Diese alte Tradition wird seit dem 20. Jahrhundert wieder stärker gepflegt. Vielerorts entstehen neue, zeitgenössische Fastentücher. So auch für die Heidelberger Jesuitenkirche.
Die Erzbischof Hermann Stiftung förderte das Fastentuch im Altarraum der Jesuitenkirche Heidelberg.
Fotos: Achim Weinberg und Gülay Keskin (Foto Gottesdienst)