Tiefgründige Kreativität
Sie war von fern aus auf dem Gipfel des Belchen im Schwarzwald zu erkennen: eine fünf Meter hohe Skulptur aus Holz, 2012 realisiert. Der Künstler Marco Schuler nutzte dafür 30 Holzbänke, die für den Besuch von Papst Benedikt in Freiburg im Jahr 2011 angefertigt wurden. Schuler stellte die Bänke hochkant auf und bildete so einen Kubus. Oben schnitt er auf jeder Seite zwei Löcher. Mit diesen „Augen“ gab er der Skulptur ein Gesicht, das in alle Himmelsrichtungen blickt. Die Idee dahinter: Seit jeher wird der Gipfel des Belchen als mystischer Sehnsuchtsort gesehen. Das Gipfelkreuz bildet diese Sehnsucht ab, kanalisiert und christianisiert sie.
Schuler wollte diese Kanalisierung aufheben, ohne die Bedeutung des Christentums zu negieren: Mit der um das Gipfelkreuz gebauten Skulptur öffnete er den Raum des Geheimnisses wieder für andere Konnotationen. Er nannte die Skulptur „Orbi“ – Erdkreis – nach dem Segensspruch des Papstes. Das Projekt stieß auf ein positives Echo in den umliegenden Gemeinden. Viele halfen tatkräftig beim Aufbau mit. Auch Erzbischof Robert Zollitsch gefiel die Idee. Vor dem Abbau von „Orbi“ im August 2012 feierte er dort einen gut besuchten Gipfelgottesdienst.
Die Erzbischof-Hermann-Stiftung fördert die tiefgründige Kreativität von Marco Schuler, indem sie den Druck seines Werk-Kataloges mitfinanzierte. Durch die so gewonnene Aufmerksamkeit kann „Orbi“ vielleicht bald auf einem anderen Gipfel Gedanken anstoßen.