Heller. Wärmer. Gemeinsamer.
St. Oswald Kirche in Stockach strahlt nach Sanierung moderne Gastfreundlichkeit aus
Trost und Zuversicht spendet der lichte Sakralraum der frisch sanierten Klinikkapelle Singen mit seiner zurückhaltenden Gestaltung und den strahlend bunten Fenstern. Ein wahres Schmuckstück ist die über 80 Jahre alte Kapelle des Hegau-Bodensee-Klinikums in Singen nun geworden, weil es dem Singener Architekten Jörg Wuhrer gelang, Altes zu bewahren, fortzuschreiben und überzeugend neu zu interpretieren. Als Beitrag des Lions-Club Singen hatte Wuhrer ehrenamtlich die Planung der Neugestaltung übernommen. In Rückbesinnung auf die Idee des Krankenhausarchitekten Hermann Billing legte er Wert auf die Konzentration auf das Wesentliche. Damit kommen auch die Fenster des Malers August Babberger (1885-1936) in ihrer farbigen Leichtigkeit prachtvoller zur Geltung. Je nach Sonneneinstrahlung leuchten die Fenster kraftvoll und werfen ein buntes Farbenspiel auf Boden und Decke. Das Fenster-Tryptichon mit den Motiven Erweckung, Kreuzigung, Heilung gehört zu den wenigen noch erhaltenen Werken Babbergers und ist laut Denkmalschutz ein Kulturdenkmal. Babberger zählt zu den Protagonisten des Expressionismus und zu den bedeutenden Künstlerpersönlichkeiten der Klassischen Moderne im deutschen Südwesten.
Ein weiterer Anziehungspunkt in der Kapelle ist die hölzerne Madonna, die seit 40 Jahren hier ihr Zuhause hat. Auftrag war es, die vermutlich aus dem 13./14. Jahrhundert stammende Skulptur behutsam zu restaurieren. Es sollten nicht alle Alterungsspuren oder Schäden vollständig getilgt werden. Daher blieben die Verletzungen der fehlenden rechten Hand der Madonna und der linken des Jesukinds auf ihrem Schoß erhalten. Sie passen zum Krankenhausumfeld, in dem Verletzungen körperlicher und seelischer Art an der Tagesordnung sind. Die Blessuren einen so Madonna und die Menschen, die bei ihr Trost suchen. Der neue Standort der Madonna lässt sie außerdem mehr ins Blickfeld rücken und lädt schon von weitem dazu ein, ihr näher zu treten. Eine induktive Höranlage für Menschen mit Hörgeräten verbessert nun außerdem die Akkustik der Klinikkapelle.
Im März 2019 feierte das Klinikum Singen zwei Tage lang die Wiedereinweihung der neu gestalteten Kapelle als Fest des guten Miteinanders und der gelebten Ökumene. Denn erstmals in der Geschichte Singens und der ganzen Region weihten ein evangelischer und ein katholischer Bischof gemeinsam eine Kapelle ein. Nach der Rundumerneuerung ist ein sakraler Raum und spiritueller Ort entstanden, der Menschen aller Glaubensrichtungen willkommen heißt.
Die umfangreiche Sanierung der Kapelle ließ sich dank ehrenamtlichen Engagements und zahlreicher Spenden umsetzen. Die Erzbischof Bernhard Stiftung förderte die Neugestaltung der Klinikkapelle mit 20.000 Euro.